FAMILIENMITGLIEDER SIND KEINE KRITIKER

Familienmitglieder sind die schlechtesten Kritiker. Sie sind die unobjektivsten Zuschauer und haben es am schwersten sich der Illusion hinzugeben, dass ihr Sohn, Tochter Mann, Frau, Grosskind, etc. eine andere Rolle verkörpert. Sie stehen ihnen zu Nahe. Sie identifizieren sich mehr mit dem Schauspieler als mit der Rolle und es gelingt ihnen nur selten ihre persönliche Beziehung zum Darsteller auf der Bühne zu vergessen. Deshalb sind sie auch oft der Meinung, dass die Rolle nicht funktioniert, was meistens überhaupt nicht der Fall ist. Sie schwanken zwischen Sorge und Eifersucht hin und her und haben Mühe die Aufführung zu geniessen: „Das Gesicht war verkrampft. Der Song war zu schnell und das Klavier zu laut..“ sind typische Aussagen von besorgten Eltern, die sich mehr um das Wohlergehen ihres Liebsten kümmern, als um den Erfolg der Rolle. Sie sind gute Eltern, aber keine objektiven Zuschauer oder Kritiker.